Schlang & Reichart in der Presse

Wald-Meister

Seit 70 Jahren im Dienst der Forstwirtschaft - Schlang & Reichart Forsttechnik

Unmittelbar nach dem Krieg taten sich im Allgäu ein Maschinenbauingenieur und ein Handwerksmeister, Franz Schlang und Anton Reichart, zusammen. Schon ein Jahr später, 1946, legten die beiden mti ihrer ersten Universal-Seilwinde W1 den Grundstein für eine lange Karriere an leistungsfähigen Aggregaten für den Anbau am Schlepper. Insbesondere bei professionellen Holzrückern erlangten die robusten und laglebigen Maschinen rasch einen guten Ruf.

 

Direkt nach Kriegsende 1945 wagten Franz Schlang und Anton Reichart in Markt Oberdorf den Schritt in die Selbständigkeit. Während die "Schlang & Reichart Apparatebau" zunächst die Wiederaufbau überall benötigten Handwagen fertigte, begannen die Allgäuer Unternehmer schon 1946 mit Entwicklung und Bau der ersten "Universal-Seilwinde" für den Schlepper. Schlang oblag die Konstruktion des neuen Erzeugnisses namens W 1, und Reichart kümmerte sich um die Fertigung.

Nicht nur im Forst benötigte man Seilwinden; sie leisteten Wertvolles am Bau und auch an Straßen-Zugmaschinen, die mit einem schweren Anhänger am Berg liegengeblieben waren. Die W 1 war eine 3-Tonnen-Winde, wobei Schlang & Reichart in einem internen Datenblatt 3,5 Tonnen Zugleistung nennt. Dafür sollte man einen Schlepper mit 22 bis 28 PS besitzen. Die anbaufertige zwischen 110 und 130 Kilo wiegende Winde besaß 50 Meter Drahtseil mit 10 mm Querschnitt. Verbaut wurde die zapfwellengetriebene W 1 (540 U/min.) am Getriebe-/ Hinterachsgehäuse. Wer einen Schlepper mit ZF-Getriebe fuhr, kam meist billiger weg.
Eine Preisliste nach der Währungsreform 1948 nennt für diesen Fall DM 690,-, während die Anpassung etwa an einen Allgaier R18 das Arbeitsgerät verteuerte. Für den Hanomag R 25 mit Hannoveraner Fünfgang-Getriebe fertigte S & R die Sonderverion W 1/U mit untenliegender Schnecke (linksgängig) und Zapfwellenanschluss. Bergstütze und eine kurze Ackerschiene waren als Sonderausrüstung erhältlich. Für den Anbau veranschlagten die Allgäuer "wenige Stunden". Geliefert wurde einerseits direkt an die Schlepper-Hersteller, aber auch an Landmaschinen-Werkstätten. Übrigens war diese allererste Winde noch mit einer Holzscheibenkupplung ausgestattet.

Schon 1950 brachte das junge Unternehmen die weiterentwickelte W 2 - mit Lamellenkupplung - heraus. Sie war speziell für das beliebte ZF A-15-Getriebe konstruiert, das in einer ganzen Reihe von Traktoren - von Fendt, Deutz und Fahr bis zu MAN und Schlüter - verbaut war. Mit geeigneten Adapterplatten passte das Erzeugnis aber auch an weitere Schleppertypen mit anderen Getrieben. Die W 2 bot 3,5 Tonnen Zugleistung und ließ sich vielseitig einsetzen: Umlenkrollen gestatteten Arbeiten im Hochbau oder mit seitlich montiertem Pflug im Weinberg.

Bis 1961 wurde dieses Modell hergestellt; samt Sondervarianten wie der SW 2 für die 28 PS Lanz-Bulldogs (Antrieb durch Rollenkette) oder der linksgängigen W 2/U mit untenliegender Schnecke. Ergänzt wurde das Programm mit der Kleinschlepper-Winde W 3, die ebenfalls 1950 vorgestellt wurde Dieses 3-Tonnen-Aggregat bracht nur 85 Kilo auf die Waage und besaß eine liegende Seiltrommel.

Die beiden Allgäuer Firmenlenker registrierten im Lauf der 1950er Jahre eine anhaltend starke Nachfrage, insbesondere aus der Forstwirtschaft, was zu rasch steigenden Produktionszahlen führte. 1958 zog man in ein neues Firmengebäude um, das 1.200 m² Fläche für Fertigung, Montage und Lager sowie weitere 320 m² für Büros und Konstruktionsabteilung bot. An der neuen Marktoberdorfer Adresse Micheletalweg standen bereits 60 Männer und Frauen in Lohn und Brot. Zu dieser Zeit war Schlang & Reichart in der Forstwirtschaft bereits eine feste Größe - nicht zuletzt dan der 6-Tonnen-Winde FW 5 und der 4-Tonnen-Maschine FW 4. Mit der bereits 1953 eingeführten FW 5 hatte man den richtigen Schritt in die schwerere Zuglastklasse getan. Beide Seilwinden (FW = Forstwinden) waren für den Festanbau vorgesehen, trugen patentrechtlichen Schutz und besaßen das Eignungszeichen des forsttechnischen Prüfausschusses. Alle Ausführungen boten vollautomatische Seilaufwicklung. Die für Traktoren bis 60, später bis 70 PS geeignete FW 5/2 brachte 428 Kilo ans SChlepperheck, sowie  95 Meter Seil (Querschnitt 15 mm) und die Bergstützte. Für Schlepper in der 50 PS-Klasse bot Schlang & Reichart die Ausführung FW 5/1 an. Mit diesen beiden Winden hatte man die Zugleistung deutlich nach oben geschraubt. FW 5 und FW 4 blieben tragende Stütze des zu Beginn der 1960er Jahre erheblich ausgeweiteten Programms.
Die Schlang & Reichart Maschinenfabrik, so die neue Firmierung, bot nun landwirtschaftliche Winden (LW) zwischen 1,5 und 3,5 Tonnen, die bekannten Forsttypen (FW) mit vier bis sechs Tonnen Zugleistung, sowie Dreipunktwinden (DW), die direkt am Gestänge des inzwischen sehr populären Dreipunkt-Krafthebers angebaut wurden. Die fest am Traktorheck mittels Stahl-Zwischenplatte, verbauten LS-/ FW-Typen blieben aber für viele Kunden erste Wahl.

LW 1,5, LW 25 und 3,5 besaßen in Standardausrüstung 50 Meter Drahtseil; die 3,5-Tonnen-Ausführung mit dickerem 13 mm-Querschnitt. Ab Mitte der 1960er Jahre gab S & R die Zugkraft der LW 1,5 mit zwei Tonnen an, bei der LW 2,5 mit drei Tonnen und nannte für die LW 3,5 nun vier Tonnen. Der Seileinlauf erfolgt über eine 360 Grad-Schwenkrolle, so dass Seilzüge nach allen Richtungen möglich waren. Bergstütze und Ackerschiene ließen sich gegeneinander auswechseln, und ein Zapfwellen-Zusatzgetriebe war auf Wunsch lieferbar. Bei Bedarf ließen sich die schwereren Typen mit einer zusätzlich montierten 1,5-Tonnen-Ladewinde (ZW 1,5), etwa für Langholzfuhren, ergänzen.

Die Dreipunkt-Winden der Serie DW 300 punkteten vor allem mit ihrer kurzen Rüstzeit: Landwirte, die sowohl Äcker als auch Forstflächen bewirtschafteten, konnten wesentlich schneller auf ein anderes Arbeitsgerät umbauen. Besaß man eine geeignete höhenverstellbare Anhängerkupplung, so konnte die angehobene Winde sogar am Traktor verbleiben, auch wenn inzwischen ein Wagen zu ziehen war. Die 3-Tonnen-Modelle 301 (Kat. 1-Gestänge) und 302 (Kat. 2) wurden später durch die DW 311/ 312 abgelöst. Für Schlepper mit über 40 PS Leistung empfahlen sich Gelenkwellen mit Überlastschutz.

Der Einsatz der Hydraulik im Schlepper führte zu einer weiteren interessanten Winde für schwere Einsätze: Schlang & Reichart rüstete die großen Forstwinden mit zwei doppelt wirkenden Hydraulikzylindern aus, um eine starke Trag- /Bergstütze anzuheben und abzusenken. So ließ sich Stammholz mit den neuen FW 4 R/ 5 R nicht nur aus dem Bestand ziehen, sondern auch zum Transportieren einseitig anheben oder poldern. Ähnliches hatten die 3- und 5-Tonnen-Maschinen vom Typ 142/ 141 im Sinn: Neben ihrer Seilwinde konnte man sie mit einem Hubarm (wegen der Optik gern als "Galgen" bezeichnet) und oberer Seilrolle bestücken, um leichte bis mittelschwere Stämme anzuheben und so bodenschonender aus dem Wald zu schleifen - entsprechende Belastung der Schlepper-Vorderachse vorausgesetzt. Verschieben und Poldern von Stämmen war dank der anhebbaren Bergstütze ebenfalls möglich.

Doch die Allgäuer tüftelten weiter und ersannen 1966 das Rückegerät 31.0, da noch mehr konnte: Es besaß zwei Stützräder, die beim Transport angehobener schwerer STämme die Hinterachse entlasteteten. Direkter Stammzug mit dieser 3-Tonnen-Maschine war genauso möglich, weil die Räder seitlich wegklappten. Die Idee war, einen leichteren Schlepper - zwischen 25 und 50 PS wurden genannt - größere Lastaufnahme zu ermöglichen. Ein weiterer Trick der Konstruktion: Der Zusatzrahmen, der sich mittels Seilwinde mit Schichtholz vom Boden beladen ließ und dem Schlepper gewissermaßen einen "Huckepack-Anhänger" bescherte. Mit  2.000 Kilo Traglast konnte dem Rückewagen einiges an Kurzholz aufgebürdet werden. Verfügt der Waldbesitzer bereits über einen geeigneten Allradtraktor, so ließ sich die Forstausrüstung zusätzlich mit einem Frontpolderschild erweitern. Die S & R-Chefs dankten ihren Kunden, die auf dieses "neue Verfahren im Rücken des Holzes" gesetzt hatten und erwähnten frühe Anwender in einem Sonderprospekt; darunter Landwirte und Forstdirektionen aus dem Allgäu, Odenwald und Schwarzwald. Weitere Entwicklungsschritte brachten nach 1969 eine stärkere Variante, nun mit  4-Tonnen-Seilwinde, hervor.

Insbesondere Holzrücker und Lohnunternehmer schätzten die Robustheit und Langlebigkeit der Marktoberdorf Erzeugnisse. Auch bei den Forstprüfungen der Schlepper-Hersteller waren Schlang & Reichart-Seilwinden natürlich dabei (Forsttechnischer Prüfausschuss FPA). Eicher etwa arbeitete bei den 1968er Tests, neben einer Huttner-Doppeltrommel-Winde, mit der LW 3,5 und FW 4 am Königstiger I Allrad und mit der FW 5/2 am Mammut II Allrad, wobei Eicher seine eigene hydraulische Tragbergstütze verbaute.

Für Forstschutzrahmen, Scheinwerfer- und Ventilschutz sorgte der Traktorenbauer. Auch andere Hersteller wie Schlüter oder Fendt boten ihre Schlepper in einer speziellen Forstausrüstung an, zu der etwa Spurstangen. und Unterbodenschutz zählten. Seine Winden lieferte Schlang & Reichart damals meist direkt an den Traktorenbauer, der das Aggregat, samt den übrigen Umrüstschritten, selbst am Schlepper verbaute.

Etwa 1968 rüstete S & R erstmals eine Winde mit hydraulischer Schaltung aus - den weiterentickelten 3-Tonnen-Typ 142. Richtig bekannt am Markt wurde die neue hydraulische Steuerung kurz darauf mit der Forst-Seilwinde FW 51, die im 1969er Bauprogramm erscheint. Sie besaß eine sogenannte "hydraulische Sicherheitsschaltung" gemäß den Unfallverhütungsvorschriften.

Dabei schaltete der Schlepperfahrer per Steuerschieber, wobei die neue Steuereinheit an die Traktor-Hydraulik angeschlossen war. Eine Bandbremse sicherte die Last beim Loslassen des SChalthebels gegen Rückluaf. Die FW 51, eine 6-Tonnen-Arbeitsmaschine für eine Schlepperleistung bis 70 PS, war eine Weiterentwicklung der FW 5/5 R. Die Industrie-Ausführung FW 51 R - so listet es das Bauprogramm von 1969 auf - besaß eine hydraulisch bestätigte Tragbergstütze; bei der "normalen" FW 51 war eine mechanische Bergstütze vorgesehen; mit Kettensicherung.

Neuigkeiten aus dem Marktoberdorfer Firmensitz betrafen aber nicht nur Produkte für die Forstwirtschaft - mit dem Bau von Teleskop-Autokranen erschloss sich Schlang & Reichart in den 1960er Jahren ein völlig neues Geschäftsfeld. Gute Resonanz und der hohe Platzbedarf für Fahrzeugkrane, aber auch die anhaltend gute Windennachfrage, führten 1968 zum Bau einer zusätzlichen Produktionshalle am Standort Micheletalweg: Damit verdoppelte SChlang & Reichart seine Produktionsfläche; 1970 feierte man Einweihung.

Bereits seit 1963 ergänzten Elektro-Aufzüge für Betonpressdeckel von Silos und daraufhin Zapfwellenspritzen das Produktprogramm. Die Forstausrüstungen blieben aber das Hauptstandbein des bereits fest am Markt etablierten Allgäuer Spezialisten: Bis 1970 hatte das Unternehmen schon über 25.000 Winden verkauft.
Zwillingsseilwinden, die natürlich über die neue hydraulische Schaltung verfügten, waren der nächste Streich von S & R. Einerseits handelte es sic bei den Typen 240 und 260 um mächtige "Arbeitstiere", die 2 x 4 Tonnen bzw. 2 x 6 Tonnen mittlere Zugkraft schafften. Darüber hinaus debütierten mit diesen Maschinen neue Technik-Merkmale wie Sintermetall-Lamellenkupplungen und Sintermetall-Lamellenbremsen. Das Doppeltrommelaggregat wurde über eine gemeinsame Konsole am Schlepper-Triebwerk verbaut - diese Konsole trug zugleich die Lagerungen der vollhydraulischen Tragbergstütze und deren Hubzylinder. Mittels eines schwenkbaren Rahmens ließen sich die Schwenkrollen auf drei Seileinlaufhöhen, zwischen 900 und 1.350 mm, einstellen. Je nach technischen Gegebenheiten der verschiedenen Traktoren war es möglich, diese Maschinen au an der Schlepperfront anzubauen. Die Zwillingswinden typ 240 und 260 waren erste Vertreter einer komplett neuen Maschinengeneration, deren Einführung Schlang & reichart für die 1970er Jahre vorbereitete.

 

Gerlad Sandrieser - Schlepperpost 5/2016

 

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